Praktische Tipps von Rosenexperten Heiko Hübscher

Liebe Rosenfreundinnen,
liebe Rosenfreunde,

„Im März, wenn üblicherweise der Aufenthalt im Freien angenehmer wird und im Garten die Vorfrühlingsblüte von Schneeball, Forsythie und Blutjohannisbeere das Auge und die Nase erfreuen, geht der Rosenfreund an seine Lieblinge und rückt ihnen mit der Schere zu Leibe.“

Ich zitiere mich mal selbst. Schlechte Angewohnheit,
aber schöner Satz. Der Frühjahrsschnitt geht dann los!

Welche Ziele verfolgt der Rosengärtner?

Auslichten – verjüngen – Blütenbildung fördern!

Wie setze ich die Schere an? Vergessen Sie das unsägliche schräg schneiden. Unsinniger Kram, wo einer beim anderen abgeschrieben hat. Schneiden Sie waagrecht ab! Das gibt eine kleine Wunde und der Rosentrieb steht sowieso schief. Einen ganzen Zentimeter über der Knospe abschneiden. Dann kann da was draus werden.

Über welcher Knospe? Ganz einfach! Wir haben uns im Rosengarten Zweibrücken eine Verjüngung der Beet- und Edelrosen im Zweijahres-Rhythmus angewöhnt. 

Zuerst die Verjüngung: Alle schwachen Triebe und die, die im letzten Jahr nichts gebracht haben, werden bodeneben bzw. unter die Erde entfernt. Alle kräftigen Triebe nehmen wir auf drei bis vier Zentimeter über Bodenniveau zurück. Jetzt stört kein „Altholz“ einen frischen Austrieb. Die Rose wird sich im Sommer äußerst gesund und jugendlich präsentieren.

Zum gemäßigten Schnitt: Wie vorher werden auch hier alle Triebe, die im Vorjahr nichts gebracht haben, vollständig entfernt. Die werden 2023 nicht besser. Danach lassen wir aber deutlich mehr stehen. Zehn bis fünfzehn Zentimeter der guten, kräftigen, einjährigen Triebe aus dem Vorjahr bleiben stehen. Das sind dann, wenn man mal nachzählt, sechs bis acht Augen (Knospen) am verbleibenden Triebstück. Die Rose zeigt sich im Sommer dann kräftig, buschig mit zahlreichen Seitentrieben. Eine Rose im besten Alter. Kräftige Wurzel, junges Holz mit vielen Blatt- und Blütenknospen.

Strauchrosen schneiden, das ist jetzt schwer zu beschreiben. Ich hoffe, das Foto kann Ihnen helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Es muss verjüngt werden, also schwache Triebe bis zum Boden weg, aber auch die Erhaltung der Gestalt ist wichtig.

Die Kleinstrauchrosen (Bodendecker) behandeln wir dagegen jedes Jahr gleich. Das einjährige Holz des Spätsommers, jene überlangen Triebe, bleibt mit 30 bis 40 cm Länge erhalten. Alles andere kommt ab. Die Rose ist dann sehr übersichtlich, schließt das Beet aber sehr schnell und wird eine überwältigende Blütenfülle hervorbringen. Sie werden deutlich „fülliger“. Vorteil: Man braucht weniger Pflanzen, um ein schönes Beet zu gestalten.

Bei Kletterrosen hat vorausschauende Verjüngung einen noch höheren Stellenwert als bei den Strauchrosen. Es ist immer schade, wenn nach Jahrzehnten der Scherenabstinenz solch eine Fassadenzier mit einem Mal zurückgeschnitten werden muss. Auch bei einer eingewachsenen Kletterrose, die ihre Fläche bedeckt hat, muss ab und an ein Haupttrieb bodennah entfernt werden, um einen vitalen jungen Austrieb auf Bodenhöhe anzuregen. Spätestens für diesen Schnitt sollte die ganze Rose von der Kletterhilfe abgenommen werden. Die anschließende Neuformierung ist dadurch viel leichter zu bewerkstelligen.

Was wird immer geschnitten: An den zukünftig blütentragenden, kurzen Seitentrieben verbleiben ein bis drei Knospen. Im milden Rheinklima wird kurz geschnitten, wir in Zweibrücken schneiden auf drei Knospen, da ein Spätfrost sich dann nicht so fatal auswirken kann.

Nach dem Schnitt empfehle ich, die Bereiche, auf denen man rumgelaufen ist, mit einer zweizinkigen Rosengabel aufzulockern. Diese müssen nicht umgegraben werden. Eine Lockerung von fünfzehn bis zwanzig Zentimetern Tiefe ist aber nötig. Haben Sie auf das richtige Wetter für den Schnitt gewartet und der Boden konnte vorher abtrocknen, geht diese Arbeit deutlich leichter von der Hand. Sind Sie auf dem zähen, „frostfeuchten“ Boden herumgetrampelt, ist es eine Quälerei.

Bei dieser Gelegenheit wird auch der Kompost – drei bis fünf Liter pro Quadratmeter reichen der Rose – leicht in die Oberfläche eingemischt. Kompost, alle zwei Jahre verabreicht, hilft dauerhaft bei schweren, lehmigen Böden zu einer lockeren, gut bearbeitbaren Oberfläche. Auf sandigen Böden ist die erhöhte Fähigkeit der Nährstoff- und Wasserspeicherung sehr von Vorteil. Sollte der Boden nach der Lockerung recht grobschollig sein, mit einem Kultivator noch etwas nacharbeiten. Trocknen solche Schollen aus, ist die folgende Bearbeitung wieder eine Qual.

Beetrosen geschnitten Foto: Heiko Hübscher
Beetrosen gewachsen Foto: Heiko Hübscher

Die Nährstoffversorgung

Wir verwenden im Rosengarten Zweibrücken seit Jahren einen auf organischen Bestandteilen basierenden Mehrnährstoffdünger. In einem Mehrnährstoffdünger sind die Hauptnährelemente Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kali (K) enthalten sowie die wichtigsten Spurenelemente. Organische Dünger bilden weniger ungewollte Nährstoffrückstände im Boden. Wir hatten auch in den vergangenen Jahren keine Probleme durch die Trockenheit. Die Rosen sind wie immer gewachsen. Eine regelmäßige Wässerung ist nicht nötig. In einem trockenen April nimmt die Rose aber gerne eine einmalige Wassergabe von zwanzig bis dreißig Litern pro Quadratmeter. Danach ist der Boden ausreichend tief durchnässt, damit die Bodenorganismen erfrischt ans Werk gehen können.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins Rosenjahr 2023.

Gleichzeitig möchte ich mich von Ihnen an dieser Stelle verabschieden und mich bei meinen Leserinnen und Lesern ganz herzlich für die positiven und kritisch anregenden Korrespondenzen bedanken. 16 Jahre habe ich nun diese Kolumne betreut. Da wird es Zeit für einen Wechsel. Ich bleibe Ihnen aber weiterhin in der Rosengesellschaft für alle Fragen rund um die Rosen und den Garten erhalten – und ab und an werden Sie auch etwas im Rosenbogen von mir zu lesen bekommen.

Ihr Heiko Hübscher
Rosengarten Zweibrücken