Gärten Potsdams

Leider können wir nicht alle Gärten und Schlösser besichtigen. Daher haben wir uns für folgende Ausflugsziele entschieden:

Sanssouci – prachtvolle und großzügige Schloss- und Parkanlage

Die über zwei Jahrhunderte durch Friedrich den Großen und Friedrich Wilhelm IV. geschaffene Schlossanlage Sanssouci mit etwa 290 Hektar Fläche – seit 1990 Weltkulturerbe der UNESCO – besteht aus mehreren Schlössern und Parkeinheiten als Werk einiger Baumeister und Gartenarchitekten. Die Idee für Sanssouci entstand 1743 während der Mittagspause bei einem Ausritt des Königs Friedrich II. auf dem heutigen Schlosshügel, der zunächst nur an die Anlage eines Weinberges mit nach innen parabolisch geschwungenen Terrassen für möglichst viel Sonne für Weinstöcke dachte, den er 1744 in Auftrag gab. Sein weiterer Gedanke war eine „Gruft für nach dem Tod“ auf der obersten Terrasse und ein Lusthaus mit Grundsteinlegung im April 1745.
Nur zwei Jahre später berichtete die Zeitung: „Gestern haben seine Majestät, der König, dero bey Potsdam gantz neu erbautes, ungemein prächtiges Sommer Palais, Sans Souci bezogen“ – vgl. Schloss Sanssouci: Die Sommerresidenz Friedrichs des Großen, Prestel Verlag, S. 4.

Friedrich der Große orientierte sich bei seinem Bauvorhaben an italienischen und französischen Bauweisen für das typische Lustschloss, dem „maison de plaisance“. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, bedeutender und in klassischen Formen der Antike sowie im französischen Baustil geschulter Baumeister, entwarf den Schlossbau, dessen Leichtigkeit und Eleganz im Stil des Rokokos den König beeindruckten. Es gelang ihm, die eigenwilligen Vorstellungen des Königs zu berücksichtigen, ohne die eigenen Ansprüche an künstlerische Architektur zurückzunehmen. Das Schloss hat zur Gartenseite im Süden eine heitere Fassade – ganz „sans-souci“ – „ohne Sorge“ für die Festgäste. Im Ehrenhof auf der Nordseite jedoch eine klassizistische Säulenkolonnade mit offiziellem, majestätischem Charakter, denn Friedrich der Große war in erster Linie König. Der Park von Sanssouci ist ein Gesamtkunstwerk aus Bauwerken, Skulpturen und gestalteter Natur. Streng geometrische Gartenanlagen nach französischem Vorbild treffen im Westen auf die englische Tradition des Landschaftsgartens. Entlang der zwei Kilometer langen Hauptallee reihen sich Skulpturen und Wasserspiele mit den Weinbergterrassen als Herz von Sanssouci. Friedrich der Große war Gartenliebhaber, der nicht nur auf Schönheit, sondern auch auf Nutzbarkeit Wert legte und in verschiedenen Bereichen des Parks Nutzgärten für Gemüse und Obst anlegen ließ sowie die Kartoffel zur besseren Ernährung des Volkes und seiner Soldaten einführte und propagierte. Johann Gottlob Schulze war der erste Gartendirektor von 1790 bis 1828. Peter Joseph Lenné wurde sein Nachfolger. Johann Justus Sello begründete die Gärtnerdynastie Sello, die in Sanssouci bis zum Ende der Monarchie wirkte. Vgl. dazu Sanssouci, Park, Schlösser Bauten, Prestel Verlag, S. 62.

Am östlichen Rand der südlichen Aussichtsterrassen finden die sterblichen Überreste Friedrichs des Großen in einer Gruft nach Überführung im Jahr 1991 ihre letzte Ruhe – so wie es der König ursprünglich in seinem Testament verfügt hatte. Die schlichte Grabplatte wird oft von Besuchern mit Kartoffeln anstatt mit Blumen dekoriert. (Text und Bildrechte: Dr. Renate Neumann-Schäfer)

 

Babelsberger Parkanlage

Ähnlich wie im Schlosspark Sanssouci kann der Besucher in der über 120 Hektar großen Babelsberger Parkanlage mit Schloss, die ebenfalls einen wesentlichen Teil des Potsdamer Weltkulturerbes ausmacht, gut einen Tag verbringen. Den Babelsberg hatte Prinz Wilhelm vis-àvis zu seinem Bruder Carl in Glienicke als Landsitz erhalten. Er ließ das Schloss Babelsberg von 1833 bis 1849 nach den Plänen des Baumeisters Karl Friedrich Schinkel im englischen Tudorstil in Anlehnung an das englische Windsor Castle errichten und in einem zweiten Bauabschnitt durch Ludwig Persius erweitern. Durch seine für die damalige Zeit sehr attraktive, neuartige äußerliche Erscheinung, dem imposanten Tanzsaal sowie seiner beeindruckenden Terrasse mit Blick auf Potsdam gehörte es damals zu den außergewöhnlichen Bauwerken und war Schauplatz für besondere Ereignisse, wie z. B. den Besuch der britischen Königin Victoria oder der Ernennung Otto von Bismarcks zum preußischen Ministerpräsidenten.

Ab 1833 arbeitete der Gartenarchitekt und Gartenkünstler Peter Joseph Lenné an der landschaftlichen Gestaltung der Babelsberger Parkanlage – ebenfalls nach englischem Vorbild eines Landschaftsparks. Sehr bald kam es zu einem Konflikt zwischen Lenné und Prinz Wilhelm, dem späteren Kaiser Wilhelm I., und seiner Gemahlin Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar, die persönlich in die laufenden Arbeiten eingriffen. So wurde ab 1843 Hermann Fürst von Pückler-Muskau mit der weiteren Gartenplanung beauftragt, der ein vernichtendes Urteil über die bereits geleistete Arbeit von Lenné abgab. Fürst Pückler-Muskau beurteilte die angewendeten Methoden der Pflanzungen von Lenné als befremdend, da sie nach seiner Auffassung „zu berechnend und zu steiff durch unpassende Weise nebst geschmackloser Verteilung der Sorten“ auf den Betrachter wirkten – vgl. dazu: „Verirrungen des Geschmacks“ aus: Der Gartenkünstler P. J. Lenné, Lambert Schneider Verlag 2016, S. 185. Das von Lenné entworfene Wegesystem wurde aber beibehalten und um ein System mit schmaleren Wegen ergänzt. Fürst Pückler-Muskau ließ jüngere Bäume pflanzen als von Lenné vorgesehen, die er in der von Lenné gegründeten Landesbaumschule bestellte. Die Blumenbeete erhielten Einrahmungen aus farbigen Keramiken, die auch heute wieder zu sehen sind. Eine neu konzipierte sogenannte goldene Rosentreppe – damals mit roten und weißen Rosen bepflanzt – führte zum Seeufer hinab. Nach dem Tod von Kaiser Wilhelm I. wurde der Park Babelsberg vernachlässigt und viele seiner Sichtachsen wucherten zu. Der Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961 tat das Übrige, da er Teile des Parks als Grenzgebiet abtrennte. Erst 30 Jahre nach dem Mauerfall wurde die attraktive Parkanlage Babelsberg mit Schloss wieder regelmäßig gepflegt. Sie wird von vielen Besuchern geschätzt und den Teilnehmern des Rosenkongresses für einen Besuch empfohlen.
(Text und Bildrechte: Dr. Renate Neumann-Schäfer)

 

Schloss Charlottenhof

Südwestlich von Schloss Sanssouci liegt das kleine, im klassizistischen Stil erbaute Schloss Charlottenhof. Es bildet den architektonischen Mittelpunkt einer Gartenanlage, die den Park Sanssouci ab 1826 erweiterte. Der Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm IV. erhielt das barocke Gutshaus von seinem Vater 1825 als Weihnachtsgeschenk. Der Architekt Karl Friedrich Schinkel und der Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné wurden beauftragt, das Anwesen umzugestalten, und es entstand ein meisterhaftes Gesamtkunstwerk aus Architektur und Landschaft. Das Schloss verbindet die Antike und den römischen Villenbau. K. F. Schinkel war beeindruckt von Ausgrabungen in Pompeji und Herculaneum und folgte dem Beispiel der Wandgestaltung dieser antiken Häuser von wohlhabenden Bürgern. Das Mobiliar in den Innenräumen entwarf Schinkel selbst und erschuf eine besondere Vielfalt in den Räumen mit Farben und Material. Der halbrunde Erker an der Nordseite, der Wasserlauf der Brunnenanlage durch das Haus hindurch, Portiken, Pergolen und Terrassen vermitteln zwischen Innen- und Außenraum.
Den umliegenden Englischen Garten gestaltete Peter Joseph Lenné. Der Park gilt als ein Meilenstein der Gartengeschichte, da erstmals umfangreiche geometrische, damals als „italienisch“ bezeichnete Partien in den landschaftlichen Rahmen einbezogen wurden. Geschickt wurde der Park mit dem alten Park Sanssouci verbunden. Das ursprünglich flache, stellenweise sumpfige Gelände wurde in einen Englischen Landschaftsgarten verwandelt, dessen Hauptelemente Bäume, Wiesen und Wasser sind. Die Bewässerung erfolgt mit Wasser aus der Havel, wofür eine Wasserleitung und ein eigenes Maschinenhaus gebaut wurden. Das Schloss und der Park Charlottenhof werden zu Recht als Herzstück des Preußischen
Arkadiens bezeichnet. (Text: Katja Hesselbarth Bildrechte: SPSG/Achim Bednorz)

Freundschaftsinsel

Die lang gestreckte Schwemmsandinsel in der Havel ist ein Naherholungsgebiet, das vom Bahnhof als auch vom Alten Markt nur einen Katzensprung entfernt ist. Früher waren hier Gärten und Werften angesiedelt, 1938 bis 1941 wurde von Hermann Mattern auf Anregung Karl Foersters ein Sichtungs- und Schaugarten für Stauden, aber auch mit Rosen, angelegt und das Gelände zum Park erklärt. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges hob man zur Abwehr der anrückenden Roten Armee Schützengräben aus. Nach dem Krieg wurde von den Potsdamern Gemüse angepflanzt. Seit 1953 kann man sich jedoch wieder im Grünen erholen, flanieren, picknicken, Bötchen fahren oder Eis schlecken. Für die aktuelle Parkgestaltung ist die Bundesgartenschau von 2001 verantwortlich, die ganz Potsdam eine gehörige Portion „neues Grün“ verpasste. Erkunden Sie den schattigen Uferweg unter alten Maulbeerbäumen, Pappeln und Weiden mit naturnaher Unterpflanzung und genießen Sie den Blick zum Wasser. Schlendern Sie an Rosen, Stauden, Ziergräsern vorbei oder nutzen Sie eine der vielen Sitzmöglichkeiten. 5.000 Schilder geben Auskunft zu den verwendeten Einzelpflanzen, und auf den größeren Tafeln gibt es auch die jeweilige Erläuterung zum Thema der Pflanzungen mit dazu. Zu erkunden gibt es auch zahlreiche bemerkenswerte, oft seltene Baum- und Straucharten. Dazu gehören der Feuerdornbusch, die große Gruppe Chinesischer Flieder, der Urweltmammutbaum, der japanische Perlschnurbaum und der Ginkgobaum. Am Torhaus mit dem goldenen Schwan befindet sich der Rosengarten, der den 1970er-Jahren gewidmet ist und längst verschwundene Züchtungen aus den DDR Zeiten enthält. Ein Novum besteht in der Anpflanzung von über 200 Staudenzüchtungen Karl Foersters, die in einer europaweiten Suchaktion zusammengetragen wurden: nach Arten getrennt, in Sorten nebeneinander gut zu vergleichen, eine einmalige Sortenschau entlang des Hauptweges vom Karl-Foerster-Denkmal am Ende der Rasenfläche bis zum Adlertorhaus. Ein Besuch der Freundschaftsinsel lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Die Pflanzungen entsprechen dem Buch Karl Foersters „Es wird durchgeblüht“. Im Mai/Juni ist der Höhepunkt der Iris-Blüte, es folgen die Rosen und der Rittersporn im Juni und der Phlox im August bis zu den Astern und Chrysanthemen im Herbst. Die Tore sind bis zum Einbruch der Dunkelheit ganzjährig geöffnet. (Text: Katja Hesselbarth Bildrechte: PMSG André Stiebitz)
 

Pfaueninsel

Hier erwarten uns zwei Rosengärten. Zum einen der 1987 rekonstruierte Rosengarten von 1821, der von Peter Joseph Lenné entworfen wurde, und zum anderen ein thematischer Rosengarten, der verschiedene Linien der Rosenzucht anhand verschiedener Rosenklassen aufzeigt. Beide Rosengärten zeigen Rosensorten, die zur Entstehungszeit 1821 aktuell waren. Grundlage der damaligen Bepflanzung war der Ankauf einer privaten Rosensammlung mit 11.000 Hochstammrosen. Wie schwierig es ist, dieses Sortiment zu erhalten, wird der „Vater“ des wiedererstandenen Rosengartens, der Gartendirektor (i.R.) der Stiftung „Preußische Schlösser und Gärten“, Professor Seiler, während einer Führung erläutern. Das Schloss auf der Pfaueninsel wird zurzeit saniert und ist deshalb leider nicht zu besichtigen. (Text: Thomas Marschall)